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Lang ersehnte Gäste - Seidenschwänze

Seidenschwänze (Bombycilla garrulus)
Seidenschwänze (Bombycilla garrulus)

Wochenlang habe ich auf sie gewartet, bin an jedem Wochenende bestimmte Wege gegangen. Solche, an denen sich Bäume mit Misteln und Büsche mit roten Beeren befinden, denn das ist ihre Leibspeise. Mit dem Fernglas in der Hand, die Ohren aufgesperrt, hoffte ich auf ihr Erscheinen. Vor wenigen Tagen dann waren sie plötzlich da. Drei Trupps in meiner Gegend. Aber mal waren sie zu weit weg, mal war es zu düster zum Fotografieren. Immerhin waren sie da und ich konnte sie beobachten. Seidenschwänze. Gefiederte Gäste aus dem hohen Norden.

 

 

Gestern marschierte ich wieder los. Voller Hoffnung, denn es strahlte die Sonne, der Himmel dehnte sich in tiefem Blau. Ich freute mich über Gimpel, Rotkehlchen und einen jagenden Sperber, der sich an einer meiner Vogelfutterstellen inzwischen recht regelmäßig blicken lässt. Ein stattlicher Mäusebussard flog schreiend über mich hinweg, verfolgt von einer Schar wütender Krähen. Das Meisenvolk zeigte sich in aller Vielfalt: Blau- und Kohlmeisen, Weiden- sowie Haubenmeisen. Und Schwanzmeisen, die zwar so heißen, aber keine Meisen sind. Nur von den nordischen Schönheiten war nix zu sehen und nix zu hören.

 

Seidenschwänze (Bombycilla garrulus)
Seidenschwänze (Bombycilla garrulus)

Na gut, die Natur reagiert eben nicht auf Bestellung, dachte ich und hatte schon fast wieder mein zu Hause erreicht, als ich ein lebhaftes Zwitschern vernahm. Von oben. Aus der Luft. Und da waren sie. Ungefähr 30 Stück, die zielstrebig Richtung Bullengraben flogen. Sofort machte ich kehrt und lief ihnen hinterher, denn ich kannte ihr Ziel. Eine Hecke aus verschiedenen Sträuchern mit roten Beeren. Dort hatte ich sie bereits an den düsteren Tagen gesehen. 

 

Meine Güte. Was für ein Anblick. Was für eine Geräuschkulisse. Diese prächtigen Vögel vor dem tiefblauen Himmel. Seidenschwänze sind etwas Besonderes, denn in unserer Gegend tauchen sie ausschließlich im Winter auf, aber nicht in jedem. Beheimatet sind sie in den Wäldern Skandinaviens und Russlands. Wenn sie ein gutes Brutjahr mit viel Nachwuchs hinter sich gebracht haben, wird die Nahrung in ihrer Heimat schnell knapp und sie machen sich in Scharen auf den Weg in Richtung Süden. Sie fliegen quasi ihrer Nahrung hinterher, zu denen Mistelbeeren genauso gehören wie die Früchte des Weißdorns oder Hagebutten und Ebereschen. Nicht selten tauchen sie auch in naturnahen Gärten oder Parks auf, sofern sich dort artenreiche Gehölze finden.

Seidenschwänze (Bombycilla garrulus), 22.01.2017
Seidenschwänze (Bombycilla garrulus)

Mit ihrer kecken Haube auf dem Kopf, dem seidigen Gefieder und Farbtupfern an Schwanz und Kopf sowie auf den Flügeln sind sie ausgesprochen schön, finde ich jedenfalls. Und wenn man das Glück hat, sie bei der Nahrungssuche zu beobachten, wird einem schnell klar, warum sie diese Farben tragen. Zur Tarnung, denn in einem Gebüsch verschwimmen sie mit dem Braun, Grau, Rot und Grün und sind kaum noch zu sehen.

 

Aber zu hören, zu hören sind sie immer. Seidenschwänze sind unheimlich geschwätzig, haben sich ununterbrochen viel zu erzählen. Ihre hohen, zwitschernden Töne verbinden sich zu einem beeindruckenden Konzert, das weithin vernehmbar ist. Eine gute halbe Stunde lang konnte ich die muntere Schar beobachten und belauschen. Wunderbar. Was für eine Freude. Ich hoffe, dass sie noch ein wenig bleiben. Mal sehen.

Kommentare: 6
  • #6

    Ich (Donnerstag, 02 März 2017 13:19)

    In Staaken sind keine Seidenschwänze mehr zu sehen oder zu hören; sie scheinen weitergezogen zu sein. Ich hörte, dass im Moment bei Bornstedt und Potsdam riesige Seidenschwanzschwärme unterwegs sind und sich vor allem an Misteln gütlich tun.
    Ich für meinen Teil freue mich immer noch darüber, dass ich sie gesehen habe. Die sind aber auch schön. Mit ihren Farben und der kleinen Haube auf dem Kopf.

  • #5

    falke (Donnerstag, 09 Februar 2017 17:42)

    Ich wohne in falkensee und dort treiben sich derzeit riesige schwärme von seidenschwänzen rum. Seit ungefähr einer woche.

  • #4

    Ich (Dienstag, 07 Februar 2017 10:51)

    Ich glaube, sie sind weiter gezogen, denn seit letztem Freitag habe ich sie in meiner Gegend weder gesehen noch gehört. Schade. Aber immerhin hatte ich das außerordentliche Vergnügen, sie beobachten und fotografieren zu können. Was für eine Freude!

  • #3

    Ich (Donnerstag, 02 Februar 2017 13:17)

    Danke für eure Beiträge. An den Staakener: Ja, sie halten sich in der Nähe des Teiches auf und sind sehr orts- und termintreu. Heute morgen sah ich sie beim Vorbeifahren wieder auf der großen Birke sitzend. Allerdings nicht so viele wie sonst.

    Frodo: Dass ihr extra Ebereschen für die Vögel gepflanzt habe, freut mich sehr. Wirklich.

  • #2

    frodo (Dienstag, 31 Januar 2017 14:58)

    Seidenschwänze sind hübsch und eigentlich in jedem Winter in unserem Garten. Wir haben extra Vogelbeerenbäume für sie gepflanzt.
    Ein erfreulicher anblick. Schön, dass sie sich so toll fotografieren ließen.

  • #1

    staaken01 (Dienstag, 24 Januar 2017 11:12)

    Hallo Frau Haufe,

    diese Seidenschwänze sind schon seit einigen Tagen vor Ort und immer noch da. Ja, ich weiß, wo sie die Aufnahmen gemacht haben, denn ich habe die Vögel bei meiner Runde mit dem Hund entdeckt und weiß ja, dass Sie dort öfter "rumschleichen". Nchdem ich nun weiß, was für Vögel das sind, weiß ich auch, dass ich sie in vergangenen Jahren auch schon gesehen habe. Hübsch, wirklich hübsch. Und tatsächlich geschwätzig.

    Viele Grüße
    Ein Staakener