Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros)


Weiblicher Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), 10.06.2017, Prerow/Mecklenburg-Vorpommern
Weiblicher Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), 10.06.2017, Prerow/Mecklenburg-Vorpommern

Das charakteristische Geträller der Hausrotschwänze (Phoenicurus ochruros) gehört in Berlin-Staaken zum Sommer wie die hohen Töne der zahlreichen Mauersegler, die es bei uns glücklicher Weise immer noch gibt. Und da die etwa spatzengroßen Rotschwänze manchmal bereits Anfang März aus ihren Überwinterungsgebieten in südlichen Europa und nördlichen Afrika zurückkehren und bis Ende Oktober/Anfang November bleiben, kann man sie eine ziemliche lange Zeit hören und sehen. Je nach Witterung und Nahrungsangebot bleiben sie manchmal sogar bis in den Dezember hinein. Ich habe jedenfalls in den letzten Jahren mehrmals noch Anfang Dezember vereinzelte Hausrotschwänze beobachten können.

Männlicher Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), 02.05.2019, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern
Männlicher Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), 02.05.2019, Lobbe/Mecklenburg-Vorpommern

Den Namen "Hausrotschwanz" trägt der gefiederte Geselle übrigens vollkommen zu Recht, denn er hat nicht nur einen rötlichen Schwanz, sondern brütet auch gern in und an Gebäuden in der Nähe der Menschen. Ob unter Dachvorsprüngen, auf Balken, in Mauernischen oder an sonstigen Gebäudestellen - der Hausrotschwanz ist bei der Wahl des Nistplatzes außerordentlich erfinderisch. Dass er Gebäude bewohnt, liegt darin begründet, dass er eigentlich in den Bergen beheimatet ist und dort in den Felsen brütet. Ein Eldorado für Hausrotschwänze sind außerdem Ruinen. Als Beispiel seien die verfallenen Gebäude des ehemaligen Krankenhauses West-Staaken genannt, in denen Hausrotschwänze in großer Zahl brüten. Auf dem und um das Gelände herum gibt es so viele Hausrotschwänze wie sonst nirgends hier in der Gegend. Allerdings ist es damit leider bald vorbei, denn die Gebäude werden saniert. Das ist ein Problem, mit welchen Hausrotschwänze häufig zu kämpfen haben, denn sanierte Gebäude bieten meist keine Nistmöglichkeiten mehr.

Mit ca. 14 cm Größe sind Hausrotschwänze ungefähr genauso groß wie der Gartenrotschwanz, mit dem sie gar nicht so selten verwechselt werden (Am Ende der Seite gibt es zum Vergleich zwei Bilder vom Gartenrotschwanz.). Allerdings weisen Hausrotschwänze nur im Schwanzbereich rötliche Töne auf und nirgends sonst. Die Männchen haben also keine rötliche Brust wie der Gartenrotschwanz und den Weibchen fehlen die rötlichen Flanken. Des Hausrotschwanzes Grundfarbe ist Grau in verschiedenen Schattierungen. Erwachsene Männchen im Prachtkleid wirken bis auf den rostroten Schwanz, den grauen Kopf sowie die weißen Flügelspiegel sehr dunkel und weisen einen großen Anteil schwarzen Gefieders auf.

Junger Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), 21.07.2019, Berlin-Staaken
Junger Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), 21.07.2019, Berlin-Staaken

Das Weibchen kommt ebenfalls in einem grauen Federkleid daher. Ihm fehlen jedoch die schwarzen Anteile und der weiße Flügelspiegel. Jungvögel wechseln mit dem Ablegen der ersten kuscheligen Daunen in das weibchenfarbige Kleid. Gesagt sei, dass Männchen im zweiten Kalenderjahr entweder noch weibchenfarbig oder aber schon männchenfarbig ohne den weißen Flügelspiegel sein können. Es ist daher nicht leicht zu beurteilen, ob man einen weiblichen Hausrotschwanz oder ein junges Männchen vor sich hat. Ich vermag es oft jedenfalls nicht. Jungvögel verlassen recht schnell das Nest und werden dann noch eine Weile von den Eltern außerhalb des Nestes gefüttert. Sobald die Jungvögel vollends umgekleidet und flügge sind, geht die Familie gemeinsam auf die Nahrungssuche. Gern sitzen sie dabei zum Beispiel auf Maulwurfshügeln und halten nach kleinem Getier Ausschau. Es ist sehr interessant, ihre Flugkünste beim Insektenfang zu beobachten. Dabei können sie sogar kurz rütteln wie ein Kolibri oder Falke. Beliebt sind außerdem Beeren, zum Beispiel die der Traubenkirsche. Hausrotschwänze sitzen mit Vorliebe auf Dachgiebeln, Zäunen, Laternenpfählen und anderen erhöhten Punkten im Gelände. Man erkennt sie erstens an ihren typischen Lauten und zweitens am häufigen Schwanzzittern. Wenn viele Hausrotschwänze in Familie unterwegs sind, ergibt das eine Menge Geträller und Gewippe. Dann sind sie weder zu überhören noch zu übersehen.

Zum Vergleich: Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)