Macht man sich abseits der stark begangenen Routen auf den Weg durch Rügens Landschaft, kann man es immer noch entdecken: das ursprüngliche Rügen. Alte Reetdachhäuser, die nicht nur vorübergehend von Feriengästen bewohnt werden, sondern in denen Familien und ihre Geschichten zu Hause sind.
Mit Gärten, in denen nicht selten Spielzeug auf der Wiese liegt und von Kinderlachen kündet. Wo Katzen sich genüsslich auf dem Fensterbrett in der Sonne räkeln oder ein paar Hühner im Sand scharren. Dörfer, in denen es wirklich noch den sprichwörtlichen Dorfköter gibt, der täglich seine Runden durch den Ort dreht, ohne dass sich irgendjemand darüber aufregt.
Hier kann man sie noch erleben, die duftenden, artenreichen, bunten Bauerngärten, in denen sich so manch vertraute Pflanze aus der Kindheit entdecken lässt. Rittersporn, Akelei, Margeriten und natürlich die allgegenwärtigen Stockrosen in verschiedensten Farbschattierungen. Dazwischen Kräuter wie Dill oder Borretsch, Kürbisse, Gurken, Tomaten ... Man schaut auf lauschige Sitzplätze unter alten Obstbäumen mit Blick auf das Wasser oder weit über das Land. In vielen Gärten krönen kunstgewerbliche Dinge die Schönheit der Pflanzen oder die alten Gemäuer eines Hauses. Und mit großer Freude betrachte ich stets die Schwalbennester an den Wänden, die heutzutage an Ferienunterkünften aus Gründen der Sauberkeit leider allzu oft entfernt werden. Jetzt, Ende September, sind alle Schwalbennester verlassen und das Gezwitscher der Superflieger, welches für mich DAS Geräusch des Sommers ist, ist verstummt. Nur noch ab und zu sieht man eine Mehlschwalbe auf Insektenjagd in der Luft. Ein Durchzügler wahrscheinlich, der auf dem Weg in wärmere Gefilde ist ...