Zwischen Lobbe und Göhren


Strand am Göhrener Nordperd.
Strand am Göhrener Nordperd.

Sooo. Von jetzt an bin ich allein. Sabrina und Christoph mussten nach Hause und mir winken noch 1 1/2 Wochen Urlaub. Kurz nachdem sie sich auf den Weg gemacht haben, setze ich mich ebenfalls in Bewegung, und zwar über Middelhagen nach Göhren.  Erwähnt sei, dass ich morgens erst einmal meine geschundenen Knochen sortieren musste. Hatte ich gestern noch gedacht, ich sei erstaunlich glimpflich bei meinem Sturz davon gekommen, habe ich das "erstaunlich" nunmehr gestrichen. Es gibt sehr viele Körperteile, die sich schmerzhaft bemerkbar machen, besonders dann, wenn man sie berührt. Von den blauen Flecken mal ganz zu schweigen. Tja. Sowas kommt von sowas. Aber es hätte schlimmer kommen können ...

Morgenhimmel über Middelhagen.
Morgenhimmel über Middelhagen.

Ein unschätzbarer Vorteil unseres langjährigen Urlaubsortes Lobbe ist, dass man sich einerseits in unmittelbarer Nähe des Strandes befindet und sich andererseits zu Fuß in alle möglichen Richtungen aufmachen kann. Egal, ob man den fast 5 km langen Sandstrand nach Thiessow lang marschiert oder sich auf den Weg nach Göhren, Middelhagen oder Alt-Reddevitz macht - man braucht kein Auto und nicht viel Zeit, bis man die Schönheiten Rügens erleben kann.  Schon allein innerhalb des Dreiecks Lobbe - Middelhagen - Göhren gibt es verschiedenste Möglichkeiten, sich rumzutreiben. Strand, Steine, Wald, Felder und Wiesen - die Gegend ist vielgestaltig und voller sehenswerter Ecken, die entdeckt werden wollen.

Macht man sich früh am Morgen auf den Weg, sollte man die Strecke über den Deich zwischen Lobbe und Middelhagen wählen. Besonders an Tagen, an denen die Sonne farbenfroh aufgeht, bieten sich vom Deich aus herrliche Ausblicke auf Middelhagen, das Reddevitzer Höft oder die Zickerschen Berge. In Middelhagen kann man einkehren, Museen besuchen oder in einem einzigartigen Keramikgeschäft shoppen, bevor man an einem lauschigen Teich vorbei auf einen Weg einbiegt, der eine Weile durch Ackerland hindurch führt - begleitet von der alten Middelhagener Eschenallee in einiger Entfernung. Am Ende des Feldweges kann man entweder durch den Wald nach Göhren weiterlaufen oder rechts abbiegen, um den Speckbusch zu besuchen. Ein altes heidnisches Heiligtum mit einem Großsteingrab, auf dem man später eine Kirche baute, die weithin sichtbar auf dem Hügel thront.

Kirche auf dem Speckbusch in Göhren.
Kirche auf dem Speckbusch in Göhren.

Der Speckbusch ist ein Ort, den man auf jeden Fall aufsuchen sollte. Es gibt nur wenige Plätze auf Rügen, von denen man einen derart umfassenden und schönen Rundumblick genießen kann - bis hin nach Lobbe und Thiessow, die Zickerschen Berge und die Gegend um Alt-Reddevitz, das sei gesagt. Und ist man erst einmal am Speckbusch, dauert es nur noch wenige Minuten, bis man in der Mitte Göhrens ankommt. Wer gerne kocht und hochwertige, nicht alltägliche Zutaten bzw. kleine Köstlichkeiten mag, sollte es nicht versäumen, in die Friedrichstraße abzubiegen und im Geschäft der Familie Knobloch (Villa Sonnenhof ) vorbeizuschauen.  Die von Frau und Herrn Knobloch angebotenen Dinge sind einmalig und eignen sich bestens als besonderes Mitbringsel oder Geschenk. Und selbst ich, die so etwas wie Verkostungen oder Verkaufsgespräche gar nicht mag und für Zeitdiebstahl hält, lasse mir die Verkostung der ausnahmslos selbst hergestellten Aufstriche, Öle, Essige, Gewürze und Salze nie entgehen.

Im Wald bei Göhren.
Im Wald bei Göhren.

Die andere Möglichkeit besteht in der Erwanderung des Strandes zwischen Lobbe und Göhrener Perd. Sandstrand wechselt sich mit Blockstrand ab, an dem man Bernstein, Fossilien oder Muscheln suchen kann. Wer gerne Vögel beobachtet, sollte hier die Augen aufmachen, denn in Zeiten des Vogelzuges gibt es einige Raritäten zu entdecken, die sich zwischen dem angestammten Vogelvolk wie Möwen, Kormoranen, Schwänen und Krähen einfinden. Zwischen den steinernen Boten aus dem Norden, die die Eiszeit hierher verfrachtet hat und alten, gefallenen Bäumen gibt es so manches lauschiges Plätzchen zum Verweilen. Und am frühen Nachmittag verwandelt die Sonne das Wasser in ein silbernes Meer. Der letzte Teil dieser Strecke führt dann über die Hügel des Göhrener Perds in das bewaldete Naturschutzgebiet gleichen Namens, in dem es unterschiedliche Wege nach Göhren gibt. Wählt man hier den Hochuferweg, kann man an klaren Tagen bis zur Kreideküste schauen, muss allerdings einige recht steile Abschnitte bewältigen. Erwähnt sei, dass der Wald im Frühling mit einer unendlichen Zahl von Frühblühern wie Buschwindröschen, Leberblümchen oder Lerchensporn aufwartet.

 

Das Dreieck Lobbe - Middelhagen - Göhren bietet eine Menge Variationsmöglichkeiten, so dass man sich während eines Urlaubs mehrmals dort rumtreiben und immer wieder Neues erleben kann. Als Rundwanderung ausgestaltet kann ein gesamter Tag ausgefüllt werden inclusive Strandaufenthalt und kulinarischen Genüssen. Oder auch nicht. Denn, wenn man keine Lust hat, zu Fuß nach Lobbe zurückzukehren oder von schlechtem Wetter überrascht wird, steigt man einfach in den Orts- oder Linienbus 20. Wer Sonnenuntergänge mag, sollte seine Tour übrigens so planen, dass er zur rechten Zeit auf dem Deich zwischen Middelhagen und Lobbe ankommt. Von hier aus kann man das abendliche Schauspiel nämlich in all seiner Schönheit genießen (und nebenbei mit den Mücken kämpfen) ...