Ausgangspunkt ist die Haltestelle "Groß Zicker" (Bus 21), an der sich ein interessanter, alter Apfelbaum befindet, dem man unbedingt ein wenig Aufmerksamkeit widmen sollte. Ich komme meist gegen 10 Uhr dort an, damit ich den ganzen Tag vor mir habe und nicht so auf die Zeit achten muss. Bevor sie loslaufen, sollten Sie noch einen Blick auf den Fahrplan werfen, damit Sie die Rückfahrzeiten der Busse kennen und rechtzeitig wieder an der Haltestelle eintreffen. Anschließend geht es die Boddenstraße entlang, die direkt in den Ort führt. Ungefähr auf der Höhe der Kirche, deren Turm linkerhand zwischen Baumwipfeln in den Himmel ragt, erreichen Sie einen Spielplatz mit Holzfiguren und alten Bäumen. Dahinter sehen Sie das 1854 errichtete Pfarrhaus mit seinem farbenfrohen Vorgarten und einem stattlichen Blauregen an der Fassade. Biegen Sie hier rechts auf den schmalen Weg ein, der an Spielplatz und Pfarrhaus vorbeiführt.
Direkt hinter dem Pfarrhaus beginnen die Zickerschen Berge und der Weg zum Bakenberg, der leicht ansteigend über eine Wiese zu einem Kiefernwald führt. Links befindet sich ein Sportplatz, rechts der Friedhof des Ortes. Folgen Sie dem Weg durch das Kiefernwäldchen hindurch, bis Sie erneut auf eine Wiese treten. Auf der Hügelkuppe vor Ihnen sehen Sie ein kleines Wäldchen. Der dorthin führende Weg wird links von einem Wiesenhabitat und rechts von einer Ackerfläche begrenzt, in der Sie den Aussichtspunkt Bakenberg bereits ausmachen können. Botanisch Interessierte sollten sich auf dem Weg nach oben gut umschauen. Besonderheiten sind hier die Golddistel sowie verschiedene Sommerwurzarten. Sommerwurzen sind außergewöhnlich schöne Pflanzen, die aufgrund der Form ihres Blütenstandes sowie der Einzelblüten oft für Orchideen gehalten werden. Das sind sie aber nicht. Sie gehören zur Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae). So außergewöhnlich wie ihr Aussehen ist die Lebensweise dieser Pflanzen. Sie sind nämlich nicht zur Photosynthese fähig und bilden deshalb kein Blattgrün aus. Es sind schmarotzende Wesen, von denen jede Art auf eine ganz bestimmte Wirtspflanze spezialisiert und angewiesen ist. Je nachdem, zu welcher Art sie gehören, weisen die Pflanzen weiße, gelbliche oder rötliche, manchmal auch braune Farbtöne auf. Leider reicht mein Wissen nicht aus, um an dieser Stelle die in den Zickerschen Bergen beheimateten Sommerwurzarten aufzuzählen. Ich kann nur sagen, dass es diese Pflanzen an einigen Stellen des Gebietes gibt, aber nirgends so zahl- und artenreich wie auf diesem Wegstück. Wer sich also für Sommerwurzen interessiert, sollte überall in den Zickerschen Bergen nach ihnen Ausschau halten, zumal sie vielerorts verschwunden oder vom Aussterben bedroht sind.
Wenn Sie oben am Rand des kleinen Wäldchens ankommen, halten Sie sich rechts und biegen einige Meter weiter auf den Weg ein, der direkt zum, von einem Holzgeländer eingefassten Aussichtspunkt auf dem Bakenberg führt. Haben Sie den Rest des Aufstieges geschafft, sollten Sie das, was nun vor Ihnen liegt, einfach genießen. Blicken Sie in die Richtung, aus der Sie gekommen sind, liegen ihnen die Hügel in all ihrer Schönheit, mit ihrer Sanftheit und Weite zu Füßen. Links liegen der Ort Groß Zicker sowie die Halbinsel Klein Zicker. Gefolgt von Thiessow mit dem Lotsenberg und der ca. 5 km langen Bucht Richtung Lobbe. Sie sehen die Steilküsten des Lobber Ortes sowie des Nordperds, auf dem Göhren mit seinen weißen Häusern thront. Middelhagen mit dem Schafberg, das Jagdschloss Granitz inmitten der Wälder, das Reddevitzer Höft und schließlich die Landschaft um Gager. Den schimmernden Rahmen dieses Panoramas bilden die Ostsee, die Having und die Hagensche Wiek. Phantastisch! Schauen Sie sich um. Nehmen Sie alles in sich auf. Es ist wirklich ein ganz besonderer Ort. Vogelfreunden sei gesagt, dass sich rings um den Bakenberg gute Beobachtungschanchen für Greifvögel bieten. Die von Waldstücken und Hecken durchbrochenen Wiesenflächen sind Jagdgebiet von Turmfalke, Habicht, Rotmilan und Mäusebussard. Mit viel Glück fliegt einem sogar eine Rohrweihe vor das Fernglas oder die Kamera. Wenn Sie sich sattgesehen haben, marschieren Sie den Weg zum Wäldchen zurück, biegen links ab und gehen dann geradeaus weiter. Der Weg führt nun ein relativ kurzes Stück durch einen sehr warmen, trockenen Bereich. Im Frühsommer blühen am Wegesrand Bergsandglöckchen und Acker-Wachtelweizen, der zur Familie der Sommerwurzgewächse gehört und ein Halbschmarotzer ist. Zusammen mit diversen anderen, wärmeliebenden Pflanzen bietet er Nahrung für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge, zum Beispiel verschiedene Scheckenfalter sowie Bläulinge. Ab und an huscht eine Zauneidechse über den Weg. Weißdorn- und Schlehengebüsche sind Lebensraum verschiedenster Singvögel: Neuntöter, Mönchs-, Dorn- und Klappergrasmücke, Fitis und Zilpzalp, um nur einige zu nennen. Sie alle kann man am besten im Frühjahr beobachten und belauschen. Dann, wenn der Weißdorn in voller Blüte steht und die Luft mit seinem schweren, etwas herben, unverkennbaren Duft erfüllt. Im Herbst hingegen, wenn die Büsche ihre Beeren tragen, sind Zugvögel wie Wacholder- oder Rotdrosseln nicht selten.
Apropo Weißdorn: Wenn Sie richtig gelaufen sind, treten Sie wenig später aus dem bebuschten Gebiet heraus und stehen vor einem uralten, imposanten Weißdornbusch mit einer Bank davor. Seine Stämme sind von Wind und Wetter verbogen, mit Flechten übersät. Eine Baumpersönlichkeit wie man sie nur selten zu Gesicht bekommt. Die Bank eignet sich hervorragend für ein erste Pause und zum Genießen der Aussicht, denn die Zickerschen Berge liegen nun wieder frei vor uns. Dieser Platz beim alten Weißdorn ist übrigens schon allein wegen des Baumes einer meiner Lieblingsplätze. Rechts, direkt hinter dem Weißdornbusch gelangt man auf ein Anhöhe, von der man einen wunderbaren Blick auf Gager bis hinüber nach Middelhagen und zum Reddevitzer Höft hat sowie in einen Teil der Zickerschen Berge. Um die Wanderung fortzusetzen, marschieren Sie jetzt immer auf dem Kamm der Hügel geradeaus. Spätestens jetzt werden Ihnen im Frühling, die vielen Feldlerchen auffallen. Ihr einzigartiger Gesang ist genauso unverkennbar wie der beeindruckende Balzflug der Männchen. Laut singend steigen die Männchen steil 10 Meter und mehr in den Himmel auf, um sich dann plötzlich wie ein Stein fallen zu lassen und auf dem Boden zu landen. Dieses Schauspiel wiederholt sich bei schönem Wetter ohne Unterlass. Feldlerchen sind Bodenbrüter und deshalb ein Grund dafür, dass man die Wiesen nicht betreten darf. In den Frühlingsmonaten ist ihr Gesang ständiger Begleiter aller Wanderer, denn diese anderorts selten gewordenen oder ausgestorbenen Vögel brüten in den Zickerschen Bergen in sehr großer Zahl.
Im Herbst hingegen, insbesondere dann wenn es sehr viel geregnet hat, werden Sie über jede Menge Pilze stolpern. Schirmpilze vor allem. Einzeln, zu dritt oder in großen Gruppen leuchten sie aus dem fahlen Gras hervor und sind nicht zu übersehen. Dort, wo Kiefern und/oder Birken wachsen, gibt es sogar Stein- und Birkenpilze. In feuchten, kalkreichen Waldbereichen im Frühling verschiedene Morcheln. Aber, auch wenn es noch so verlockend ist: Die Pilze sind genauso geschützt wie alle anderen Lebewesen im Naturschutzgebiet und dürfen nicht gesammelt werden! Rechts und links des Weges auf dem Kamm treffen Sie je nach Jahreszeit verschiedene Pflanzen an. Im Frühjahr Wiesen-Schlüsselblumen und Knöllchen-Steinbrech, später Großen Klappertopf, Rundblättrige Glockenblume, diverse Gräser mit so tollen Namen wie Wolliges Honiggras und und und. Entsprechend groß ist die Vielfalt an Insekten. Versäumen Sie es nicht, immer wieder stehen zu bleiben und Ihren Blick schweifen zu lassen. Mal in die, mal in die andere Richtung. Wenn die Wiesen frisch ergrünt sind, weiß blühende Weißdörner und Obstbäume darin strahlen und hier und da gelbe Farbtupfer der Wiesen-Schlüsselblumen leuchten, umgeben vom Gesang der Vögel, dann fühlen Sie sich wie im Paradies. Versprochen! Wenn Sie auf der linken Seite eine sehr stattliche, einzelne Rotbuche vor der Kulisse Groß Zickers entdecken, können Sie sich überlegen, ob Sie weiterlaufen möchten oder nicht. Rechts geht es direkt nach Gager, links nach Groß Zicker. Gesagt sei, dass Sie das längste und anstrengendste Stück des Weges noch vor sich haben.
Für alle, die noch nicht genug haben, geht es weiter geradeaus, bis zur zweiten Wegkreuzung mit Hinweisschildern. Auch hier geht es links nach Groß Zicker und rechts Richtung Gager. Folgen Sie in jedem Falle den Wegweisern zum Nonnenloch. Natürlich steht es Ihnen frei, auch die Wege abseits der Strecke zu erkunden. Von jetzt an wird das Gelände hügeliger und die Aufstiege, insbesondere abseits der vorgeschlagenen Strecke werden im steiler. Dafür werden Sie mit farbenprächtigen Wiesen belohnt. Mal leuchten sie purpur, weil Unmengen der Pechnelke oder der Gemeinen Grasnelke blühen. Je näher man dem Nonnenloch kommt, umso mehr Wiesen-Schlüsselblumen tauchen auf, nach deren Abblühen übernimmt der weiß blühende, zierliche Knöllchen-Steinbrech das Zepter genauso wie die Weiße Schwalbenwurz. Schmetterlinge, Grillen