Mit und ohne Bein - Reptilien und Amphibien


Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea), 20.06.2015, Darß
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea), 20.06.2015, Darß

Wer in die weisen und irgendwie traurigen Augen einer Sumpfschildkröte schaut, bekommt eine Ahnung davon, dass dieses Lebewesen schon sehr lange auf dieser Erde weilt. Von daher gibt es in der "Unendlichen Geschichte" von Michael Ende nicht umsonst die uralte Morla, die als älteste Bewohnerin Phantasiéns in den Sümpfen der Traurigkeit lebt.  Tatsächlich gehören Reptilien und Amphibien zu den ältesten Lebewesen der Welt. Und das nicht im Sinne von Lebensjahren, obwohl viele von ihnen (zum Beispiel die Sumpfschildkröte mit bis zu über 100 Jahren) wahre Methusalems werden können, sondern im Sinne der Zeitspanne, die ihr irdisches Dasein als Art umfasst.

Zauneidechse (Lacerta agilis), 27.04.2019, Berlin/Staaken
Zauneidechse (Lacerta agilis), 27.04.2019, Berlin/Staaken

Nur zu gern hätte ich an dieser Stelle das Foto einer Sumpfschildkröte präsentiert, aber ich besitze keins. Zwar habe ich einmal eine Sumpfschildkröte gefunden, doch damals hatte ich keine Kamera dabei. Und danach ist mir nie wieder eines dieser Tiere in freier Wildbahn begegnet. Mangels Sumpfschildkrötenfoto habe ich mich für einen Europäischen Laubfrosch als erstes Bild auf dieser Seite entschieden, der wie alle unsere Amphibien und Reptilien unter Naturschutz steht. In einigen Bundesländern ist der Laubfrosch bereits verschwunden, zum Beispiel in Berlin. Europäischer Laubfrosch und Sumpfschildkröte seien hier stellvertretend für unsere einheimischen Reptilien und Amphibien genannt, die aufgrund der fortschreitenden Zerstörung ihrer Lebensräume immer seltener werden. Daneben tragen die trockenen Sommer der letzten Jahre in manchen Regionen zu ihrem Rückgang bei, denn Amphibien, zu denen beispielsweise alle Frösche und Kröten gehören, sind nicht nur in Bezug auf ihre Fortpflanzung und Entwicklung zwingend ans Wasser gebunden. Als Wesen mit einer wasserdurchlässigen, dünnen Haut benötigen sie feuchte Lebensräume, denn ihre Haut trocknet schnell aus und muss durch Schleim geschützt werden. Damit ist dann auch schon der größte Unterschied zu den Reptilien wie Schlangen und Eidechsen aufgezeigt, die nicht auf die Nähe von Gewässern angewiesen sind. Sie besitzen feste, trockene Häute oder Hornschuppen, die sie vor Verdunstung schützen. Die Fortpflanzung erfolgt an Land über Eier oder Lebendgeburten. 

Kreuzotter (Vipera berus), 28.04.2018, Darß
Kreuzotter (Vipera berus), 28.04.2018, Darß

Nach heutigem Wissensstand waren es Amphibien, die als erste Lebewesen das Wasser verließen und sich auch an Land aufhielten - einer der bedeutendsten Schritte in der Geschichte des Lebens. Vor ca. 300 Millionen Jahren entstanden aus einigen Amphibienarten Reptilien, die das Land dann vollends für sich als Lebensraum eroberten. Eindrucksvollste Vertreter der Reptilien waren die Dinosaurier, die immerhin ca. 250 Millionen Jahre lang auf der Erde weilten - das muss Homo sapiens erst einmal hinbekommen (dass er es hinbekommt, daran habe ich so meine Zweifel, aber das ist ein anderes Thema). In den nachfolgenden Jahrmillionen entpuppten sich die Dinosaurier als phänomenale Anpassungskünstler. Kein Lebensraum war vor ihnen sicher - sie lebten an Land, im Wasser und in der Luft (ja, wir erinnern uns ... Flugsaurier gab es ebenfalls). T-Rex und Flugsaurier zieren unsere Landschaften nicht mehr. Geblieben sind Fossilien, die wir im Museum bestaunen können. 

Aber ihre Nachfahren hüpfen, laufen oder schlängeln sich mit viel Glück immer noch über unseren Weg und sind nicht weniger interessant als ihre riesigen Urahnen. Und in anderen Teilen der Welt existieren sogar noch kleine Flugsaurier, wenn man so will, zum Beispiel die kleinen Flugdrachen in Südostasien. Apropos Drachen: Reptilien haben von jeher die Phantasie der Menschen angeregt. Vielleicht, weil viele von ihnen aufgrund ihrer Giftigkeit eine reale Gefahr für Leib und Leben darstellten? Oder aufgrund ihrer geheimnisvollen Lebensweise? So genau weiß das niemand.

Erdkröten (Bufo bufo), 17.03.2012, Land Brandenburg
Erdkröten (Bufo bufo), 17.03.2012, Land Brandenburg

In der Literatur wimmelt es jedenfalls nur so von Drachen und heldenhaften Drachentötern. Von den zwei Brüdern in Grimms Märchen über Siegfried bei den Nibelungen bis hin zu Smaug bei den Hobbits.  Besonderes Augenmerk galt von jeher der Schlange, ob in der christlichen Religion oder im Schöpfungsmythos der australischen Ureinwohner oder im alten Ägypten. Die Schlange findet sich in vielen Kulturen als Symbol, mal in positiver, mal in negativer Hinsicht, aber immer in sehr bedeutender Position. Ich für meinen Teil habe sehr großen Respekt vor Schlangen. Hm. Ehrlich gesagt - ich habe ziemlichen Schiss und erschrecke mich jedesmal ungemein, wenn eines dieser Tiere meinen Weg kreuzt. Woher diese Angst stammt, weiß ich nicht. Es gab jedenfalls kein schreckliches Schlangenerlebnis, welches als Ursache herhalten könnte. Irgendwann habe ich mal einen höchst interessanten Artikel über die Angst vor Schlangen gelesen. Im Rahmen einer weltweiten Studie hatte man festgestellt, dass jeder Mensch instinktiv zurückschreckt, wenn er unvorbereitet auf eine Schlange trifft. Selbst Kinder, die noch nicht wissen, was eine Schlange ist, ziehen sich bei ihrem Anblick zurück. Man vermutet dahinter eine sogenannte archaische Angst, die genetisch bedingt in uns allen angelegt und darauf zurückzuführen ist, dass Giftschlangen in der Entwicklungsgeschichte des Menschen eine allgegenwärtige Gefahr für das Leben darstellten (bzw. immer noch darstellen). Ich finde, das klingt höchst plausibel. Ob es den Tatsachen entspricht? Tja, keine Ahnung.

 

Wie dem auch sei. Amphibien und Reptilien sind schön. Sie sind interessant. Und außerordentlich wichtig für jedes Ökosystem. Dort, wo es noch Frösche, Kröten, Molche, Schlangen und/oder Eidechsen gibt, ist die Natur noch halbwegs in Ordnung und wir sollten uns über jede Bewegung mit einem dieser uralten Wesen freuen. Übrigens, was ich oben über die Augen der uralten Morla aus der unendlichen Geschichte schrieb ... egal, ob man einer Zauneidechse oder einer Ringelnatter in die Augen schaut. Egal, wie unterschiedlich die Augen der einzelnen Arten auch sind. Allen ist gemeinsam, dass sie auf mich tatsächlich weise, irgendwie wissend, aber auch traurig wirken.

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Eidechsen

Zauneidechse (Lacerta agilis)
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Waldeidechse (Zootoca vivipara)
Waldeidechse (Zootoca vivipara)


Frösche

Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea)
Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea)


Schlangen

Kreuzotter (Vipera berus)
Kreuzotter (Vipera berus)


Schleichen

Blindschleiche (Anguis fragilis)
Blindschleiche (Anguis fragilis)


Fressfeinde, Artenliste und Literaturnachweis

Fressfeinde von Reptilien und Amphibien
Fressfeinde von Reptilien und Amphibien
Artenliste
Artenliste
Literaturnachweis
Literaturnachweis