Greifvögel (Accipitriformes)


Mäusebussard (Buteo buteo)
Mäusebussard (Buteo buteo)

Greifvögel zu beobachten bzw. zu fotografieren, ist faszinierendes Erlebnis und Herausforderung zugleich. Neben einem guten Fernglas sowie einer halbwegs passablen Kamera bedarf es einer riesengroßen Portion Ausdauer. Und Glück! Befindet man sich auf Wanderschaft, sollte der Blick regelmäßig zum Himmel gerichtet werden. Greifvögel sind nämlich fast nur in der Paarungszeit und in den Wochen nach dem Ausflug der Jungvögel zu hören, aber das ganze Jahr über recht häufig zu sehen.

Junger Habicht (Accipiter gentilis) mit Beute
Junger Habicht (Accipiter gentilis) mit Beute

Nun ja, einige zumindest. Mäusebussard, Turmfalke und Rotmilan beispielsweise. Die Begegnung mit einem Habicht hingegen ist schon seltener, ganz zu schweigen von Seeadler oder gar Schreiadler, Wanderfalke oder Wiesenweihen. Umliegende große Büsche und Bäume sollte man ebenfalls nie außer Acht lassen, denn in ihnen sitzen Greife gern zur Jagd an oder ruhen. Doch es sei gleich gesagt: Wirklich nahe kommt man den großartigen Tieren nur gelegentlich. Es sei denn, man hat das Glück, sein Hobby zum Beruf machen zu können, ist Rentner oder verfügt aus anderen Gründen über sehr viel Zeit für Unternehmungen in der Natur. Wenn das so ist, kann man sich in entsprechenden Gebieten natürlich immer wieder auf die Lauer legen und ist nicht auf den Zufall angewiesen. Fast immer fliegen Greifvögel sofort auf oder drehen im Flug ab, wenn sie mitbekommen, dass unsereins sie ins fotografische Visier nimmt. Kein Wunder, werden sie doch seit Jahrhunderten verfolgt und bejagt. Falle, Gewehr und Gift sind dabei die schrecklichen Mittel der Wahl. Es gab Zeiten, da wurden für jeden getöteten Greifvogel Prämien gezahlt. Der früher verwendete Name "Raubvögel" macht deutlich, warum. Sie wurden als Konkurrenz betrachtet, als Räuber. Raub ist etwas Böses, moralisch Verwerfliches.Unglaublich, aber wahr - diese Ansicht ist heute noch weit verbreitet. Ja, selbst in Deutschland stellt man ihnen nach wie vor nach. Nicht wenige Geflügelzüchter und Bauern betrachten den Habicht und andere Greife immer noch als das Böse, den Räuber, den Feind. Dabei ist es ein Leichtes, Geflügel vor Greifen zu schützen.

Turmfalke (Falco tinnunculus)
Turmfalke (Falco tinnunculus)

Und gerade Bauern sollten doch wissen, dass Greifvögel für sie von unschätzbarem Nutzen sind. Schon der berühmte Alfred Brehm schrieb 1863 in der Erstausgabe von "Brehms Tierleben":

 

"Wer den Turmfalken kennt, weiß, daß er zu den nützlichsten Vögeln zählt und unseren Feldern nur zum Segen gereicht."

 

Paradox, dass Bauern (selbstverständlich nicht alle) Greife bejagen und sich dann über Mäuseplagen auf den Feldern beklagen wie das 2015 der Fall war. Und das, obwohl die allesamt imposanten und interessanten Vögel in Deutschland sowie den meisten anderen europäischen Ländern unter Naturschutz stehen. Das übrigens auch und vor allem, weil man sie durch den Jahrzehnte andauernden Einsatz des Insektizids DDT an den Rand der Ausrottung brachte. Die Eier der Greife bekamen durch DDT dünnere Schalen und zerbrachen beim Bebrüten, die Nahrungsketten wurden durch das Abtöten der Insekten schwer geschädigt – alles zusammen hatte enorme Bestandseinbrüche zur Folge. In den 1970er Jahren wurde der Einsatz von DDT in der Europäischen Union verboten und die Bestände konnten sich erholen. Ein weiteres Problem - hauptsächlich für den Seeadler - stellt bleihaltige Munition dar, die aus unerfindlichen Gründen immer noch nicht in allen deutschen Bundesländern verboten ist. Viele Vögel kommen außerdem durch Windräder und den Autoverkehr zu Tode, wenn sie an überfahrenen Tieren fressen.

Rotmilan (Milvus milvus)
Rotmilan (Milvus milvus)

Sollten Sie tote Tiere auf der Straße entdecken, scheuen Sie sich nicht, diese von der Fahrbahn zu entfernen und in sicherer Entfernung vom Straßenrand abzulegen - Sie retten damit nicht nur Greifvögeln das Leben, sondern auch anderen Tieren, die gern Aas fressen (z.B. Füchsen und Kolkraben). Selbstverständlich können Sie das nur dann tun, wenn Sie dabei nicht selbst in Gefahr geraten.

Die Geschichte der Greifvögel ist ein einziger Spagat zwischen Faszination und Verachtung, Verehrung und Hass. Einerseits verfolgt und gejagt, wurden und werden Adler, Habichte und natürlich die Falken seit über 3000 Jahren bewundert und verehrt. Als Jagdgehilfen wurden sie in vielen Kulturen zum wertvollen Gefährten des Menschen. Götter, Ortsbezeichnungen, Wappen, Sagen und Märchen –  in vielerlei Hinsicht trifft man auf die Spuren dieser Vögel, wenn man erst einmal darauf achtet. Ob als Gottheit Horus – dem Welten-und Lichtgott sowie Beschützer der Kinder - im alten Ägypten oder im heutigen Falkensee als Ortsname und im Wappen – Greifvögel sind selbstverständlicher Teil unserer Kultur. Bestimmte Falkenarten wurden und werden mit Gold aufgewogen.Maßgeblich dafür ist sicherlich nicht nur ihre außergewöhnliche Schönheit, sondern die Tatsache, dass sie perfekte Jäger und majestätische Flieger sind:

Seeadler (Haliaeetus albicilla)
Seeadler (Haliaeetus albicilla)

Ein Wanderfalke bringt es auf der Jagd nach fliegenden Vögeln auf ca. 140 Stundenkilometer und ist dabei in der Lage, nebenbei Flugmanöver wie Haken oder Wendungen auszuführen. Im Sturzflug sind Geschwindigkeit von mehr als 300 Stundenkilometer für ihn kein Problem. Turmfalken und Mäusebussarde können aus großer Höhe nicht nur winzige Mäuse, sondern sogar deren Urin- und Kotspuren erkennen. Und das sowohl im Dämmer- als auch im Gegenlicht. Möglich machen das ihre Augen, die im Gegensatz zum Menschen Teile des ultravioletten Lichtspektrums wahrnehmen können. Das legendäre Sehvermögen der Greife spiegelt sich auch in Begriffen wie „Adlerauge“ wider. Andere, wie der Habicht, der vorwiegend im Wald seiner Beute nachstellt, müssen nicht nur ihre Beutetiere im Blick haben, sondern auch Bäume und Büsche, denen es auszuweichen gilt. Und das bei hoher Geschwindigkeit. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Jeder, der Greifvögel regelmäßig beobachtet, weiß, dass das tatsächlich faszinierend, aber auch sehr unschön sein kann. Nämlich dann, wenn ein Greif frisch Beute geschlagen hat. Nicht immer ist der geschlagene Vogel oder die Maus sofort tot. Manchmal dauert es sogar recht lange, bis kein Leben mehr im Beutetier ist. Ab und zu wird bereits gerupft, obwohl das Tier noch nicht tot ist. Das sieht weder schön aus noch hört es sich toll an. Aber ein Greif muss auch von irgendetwas leben. Und anders als wir kann er sich nicht zwischen einem Stück Fleisch oder einem Salatblatt entscheiden. Und wer meint, das natürliche Verhalten der Greifvögel sei grausam, dem sei ein Blick in die von Menschen gemachte und gewollte Massentierhaltung empfohlen ...

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Habicht (Accipiter gentilis)

Habicht (Accipiter gentilis)

Sperber

Sperber ...

Mäusebussard (Buteo buteo)

Mäusebussard (Buteo buteo)

Turmfalke (Falco tinnunculus)

Turmfalke (Falco tinnunculus)