Singdrossel (Turdus philomelos)


Singdrossel (Turdus philomelos), 29.04.2016, Nobbin/Mecklenburg-Vorpommern
Singdrossel (Turdus philomelos), 29.04.2016, Nobbin/Mecklenburg-Vorpommern

Die Singdrossel (Turdus philomelos) gehört zu jenen Vögeln, die mit ihrem Gesang zur typischen Geräuschkulisse unserer Frühlingsmonate beiträgt. Selbstbewusst sitzt sie auf der Spitze eines Baumes, eines Laternenmastes oder auf dem Dach eines Hauses und schmettert ihr Lied, wobei jeder Ton zwei bis vier Mal wiederholt wird. Manchmal ahmt sie auch die Laute anderer Vögel nach und lässt sie in ihren Gesang einfließen. Es soll Singdrossel-Männchen geben, die bis zu 100 verschiedene Töne draufhaben. Manchmal klingen die Laute eher gesprochen als gesungen, aber immer sind sie weithin hörbar. Gäbe es keine Singdrosseln mehr, wäre unser Frühling um ein Vielfaches leiser.

Singdrossel - Jungvogel (Turdus philomelos), 26.07.2015, Zerpenschleuse/Brandenburg
Singdrossel - Jungvogel (Turdus philomelos), 26.07.2015, Zerpenschleuse/Brandenburg

Da sie nach der Amsel (Turdus merula) die häufigste Drossel in Deutschland ist, erschallt ihr Gesang ab März in Feld und Flur, in Parkanlagen, auf Friedhöfen oder in Gärten. Dann ist sie aus ihren Überwinterungsgebieten in West- und Südeuropa oder Nordafrika zurückgekehrt und widmet sich der Partnersuche sowie dem Brutgeschäft. In einem Singdrossel-Lebensraum sind alte Bäume und Flächen, auf denen sie am Boden auf Nahrungssuche gehen kann, unerlässlich. Das Nest wird vorzugsweise in Nadelbäumen gebaut, da die Zweige einen hervorragenden Sichtschutz abgeben. Sind keine Nadelbäume vorhanden, wird in dichtem Geäst oder Gesträuch gebrütet. Hauptsache, das Nest ist gut getarnt und vor schlechtem Wetter sowie Sonne und Fressfeinden geschützt. Selten liegen die Nester der Singdrossel derart frei, wie das eine Nest auf den unteren Fotos. Die Regel ist eher das, was in der Konifere verborgen ist - ein Nest, das man nur dann entdeckt, wenn man ganz genau hinschaut. Ich finde, dass Singdrosselnester ziemlich imposante Bauten sind, für die Zweige, Gräser und Moose die Grundlage sind. Das Nest in der Konifere war ungefähr 50 Zentimeter hoch, kein Witz. Gut für mich, denn so konnte ich einen Blick auf die unglaublich schönen Singdrosseleier werfen. Wenn die Sommer genug Nahrung bieten, brüten Singdrosseln oft zwei Mal. In den letzten Jahren dürfte eine zweite Brut wohl kaum gelungen sein, denn die Hauptnahrung der Singdrosseln stellen Schnecken und Regenwürmer dar. Und Schnecken und Regenwürmer waren in den zurückliegenden Hitzesommern Mangelware, da für beide Lebewesen Feuchtigkeit zwingend notwendig ist. Wenn Singdrosseln hungrige Jungvogelschnäbel zu stopfen haben, kann man sie oft und gut bei der Nahrungssuche auf Wiesen, Wegen oder Rasenflächen in Gärten beobachten. Wenn man sich ruhig verhält, lassen sie sich dabei nicht stören.

Drosselschmiede einer Singdrossel (Turdus philomelos), 02.07.2016, Staaken/Berlin
Drosselschmiede einer Singdrossel (Turdus philomelos), 02.07.2016, Staaken/Berlin

Dass Singdrosseln anwesend sind, erkennt man übrigens nicht nur an ihrem tollen Gesang, sondern auch an der sogenannten Drosselschmiede: Das ist ein flacher Stein, auf dem die Drosseln Schneckenhäuser zerschlagen, um an die eigentliche Schnecke zu kommen. Wer also einen Stein findet, der mit vielen kaputten Schneckenhäusern dekoriert ist, kann sich der Anwesenheit einer Singdrossel sicher sein. Man hört und liest relativ häufig davon, dass Singdrosseln mit Misteldrosseln verwechselt werden. In meiner Wohngegend dürfte das eher die Ausnahme sein, da Misteldrosseln nur in den Wintermonaten hier auftauchen. Und zwar dann, wenn die Singdrosseln bereits in ihren Überwinterungsquartieren weilen. Mit einer Größe von 20 bis 22 cm ist die Singdrossel bedeutend kleiner als die Misteldrossel. Der Rücken einer Singdrossel ist immer bräunlich, der einer Misteldrossel graubraun bzw. eher grau. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind die Flügelunterseiten, die bei der Misteldrossel weiß und bei der Singdrossel rostbeige sind. Es gibt noch einige andere Unterscheidungsmerkmale, wie die weißen Umrandungen von Federn bei der Misteldrossel usw., aber dafür sollte der Interessierte ein Vogelbestimmungsbuch und das Fernglas zücken. Am Ende der Seite gibt es abschließend zwei Fotos von einer Misteldrossel, die beim Unterscheiden vielleicht hilfreich sind. Außerdem befindet sich dort ein Link zur Seite über die Misteldrossel. Ab Mitte September machen sich die Singdrosseln auf den Weg Richtung Süden, um dort den Winter zu verbringen. In den Vogelzugzeiten können in Wald und Flur oft große Trupps von durchziehenden Singdrosseln beobachtet werden, bei denen es sich um Durchzügler aus dem Norden Europas handelt.

Misteldrossel (Turdus viscivorus)

Die Singdrossel und ihr Nest