Sie ist weder die Kleinste noch die Größte unter unseren Drosseln. Und anders als Amsel und Singdrossel ist sie nicht musikalisch, dafür aber außerordentlich geschwätzig. Wo Wacholderdrosseln (Turdus pilaris) auftauchen und das tun sie meistens in recht großen Trupps, ist immer was los. Da wird geschackert, gekrächzt, geschnarrt und hochtönend gefiept, gefressen, geflattert und gestritten.
Mit einer Größe von 22 - 27 cm ist sie ein recht stattlicher Vertreter der Drosselgemeinde und noch dazu im Vergleich zu ihren Verwandten ziemlich farbenfroh. Der Kopf ist grau, der Rücken rotbraun, der Schwanz schwarz. Die helle Brust ist teilweise beige- bis rostbraun gefärbt und mit pfeilförmigen dunklen Flecken besetzt. Die Flügelunterseite ist hell und besitzt einen weißen Keil. Ihr Aussehen ist unverkennar. Und noch etwas unterscheidet die Wacholderdrossel von ihren Verwandten: Sie mag Gesellschaft nicht nur auf dem Vogelzug, sondern auch in den Brutzeiten, denn sie brütet in Kolonien. Einzelne Paare besetzen also kein Revier. Das hat den Vorteil, dass die Männchen weder melodische Liedchen trällern noch kräftezehrende Revierkämpfe austragen müssen.
Ursprünglich in den Birkenwäldern und Tundren des hohen Nordens beheimatet breiten sich Wacholderdrosseln seit einiger Zeit nach Westen aus und lassen sich zunehmend auch in deutschen Gefilden als Brutvögel nieder. Am liebsten in Wäldern, an die sich Felder oder kurz gehaltene Wiesen anschließen, auf denen sie ihre im Sommer bevorzugte Nahrung finden: Regenwürmer, die mit dem Gehör geortet und dann mit dem Schnabel aus dem Boden gezogen werden. Daneben stehen allerlei Beeren auf dem Speiseplan des wunderschönen Vogels, insbesondere im Winter. Schlehe, Weißdorn, Liguster, Wacholder - dort, wo es reichlich Beeren gibt, taucht sie in den Wintermonaten mit Sicherheit in Scharen auf.
Magisch angezogen wird sie von Obst, welches den Winter über an den Bäumen bleibt. Wer also Wacholderdrosseln als Wintergäste in seinem Garten begrüßen möchte, sollte die Bäume nicht komplett abernten und außerdem für ein interessantes Beerenangebot sorgen (über beides freuen sich übrigens nicht nur Wacholderdrosseln). Am Hahneberg sind Wacholderdrosseln ab November/Dezember regelmäßige Durchzügler. Gemeinsam mit den zierlichen Rotdrosseln bilden sie Gruppen von 20 Vögeln und mehr, die schon von Weitem zu hören sind. Die Vögel bleiben bis die Beerensträucher abgefressen sind und ziehen dann weiter.
Allerdings habe ich in den letzten Jahren mehrmals Wacholderdrosseln erlebt, die für sich geblieben sind wie die auf dem Foto mit dem Sanddorn. Dieser Vogel hielt sich von Anfang Dezember 2017 bis Mitte Februar 2018 allein an einer Stelle mit mehreren Sanddornbüschen auf und flog erst von dannen, als die Sträucher runtergeschnitten wurden. Ihren Sanddornhain verteidigte sie mutig und lautstark gegen jeden anderen Vogel, der sich an den Beeren zu bedienen gedachte. Ich habe mich ziemlich regelmäßig bei diesem Vogel blicken lassen. Und tatsächlich hatte ich das ausgesprochene Glück, dass die Wacholderdrossel nach einiger Zeit nicht mehr sofort meckernd das Weite suchte, sobald ich ihr Blickfeld geriet. Das bescherte mir einige schöne Fotos und wunderbare, interessante Stunden. Inzwischen bin ich übrigens ein ziemlicher Wacholderdrosselfan geworden. Es macht einfach so viel Freude, dem Treiben dieser Vögel zuzuschauen und ihrem schwatzhaften Konzert zu lauschen.