Während Blaumeisen (Parus caeruleus) und Kohlmeisen (Parus major) in Staaken häufig zu sehen sind, macht sich die kleinste unserer Meisen ziemlich rar. In Prerow auf dem Darß sowie im Darßwald habe ich die quirligen Vögel jedoch schon öfter dabei beobachten können, wie sie hoch oben im Geäst nach Nahrung suchen. Im Winter 2017 hatte ich das Glück, auf der Terrasse meiner Ferienwohnung Vögel füttern zu dürfen. Zu meiner großen Freude ließen sich täglich zwei Tannenmeisen dort blicken, die ich allerdings durch die Fensterscheibe fotografieren musste. Es gelang mir nämlich nicht, mich draußen unbemerkt den Vögeln zu nähern.Tannenmeisen wirken ausgesprochen zierlich und dunkel, aber auch irgendwie kopflastig, da der Kopf im Verhältnis zum Körper etwas zu groß geraten erscheint. Blaue oder gelbe Farbtöne fehlen der Tannenmeise völlig. Der Kopf ist schwarz. Wangen und Scheitel sind weiß. Die Kehle sowie die obere Brust sind ebenfalls schwarz, der Bauch beige-bräunlich. Rücken, Flügel und Schwanz zieren verschiedene Grautöne. Auf den Flügeln befinden sich zwei weiße Binden, die auf den ersten Blick wie Punkte wirken. Tannenmeisen sind Waldvögel, die in Nadelwäldern leben. Das ist der Grund dafür, dass man sie in Berlin nicht allzu häufig zu Gesicht bekommt. Auf dem Darß hingegen gibt es den wunderbaren, unvergleichlichen Darßwald, in welchem weite Teile mit alten Fichten bewachsen sind. Und die Fichte ist DER Baum der Tannenmeise. Die Bezeichnung "Tannenmeise" passt also nicht wirklich.
Voraussetzung ist, dass es sich um alte Fichtenbestände handelt, in denen Baumhöhlen und Astlöcher vorkommen, denn in eben diesen brüten Tannenmeisen. Schon im zeitigen Frühjahr macht sich einen Tannenmeisenpaar, das übrigens ein Leben lang zusammen bleibt, auf die Suche nach einem geeigneten Brutplatz. Das Männchen zeigt die in Frage kommenden Höhlen. Das Weibchen wählt die Höhle durch mehrmaliges Ein- und Ausfliegen aus, denn das Einflugloch darf gerade mal so groß sein, dass eine Tannenmeise hineinpasst. Das schützt nicht nur vor Nistkonkurrenten, sondern auch vor Fressfeinden.
Wo Laubwälder von alten Fichten durchsetzt sind, können die zierlichen Vögel ebenfalls geeignete Nistmöglichkeiten finden. In Gärten, Parks oder Laubwäldern finden sie sich allerdings nur ein, wenn passende Nistkästen vorhanden sind. Fehlen geeignete Baumhöhlen in den Wäldern, weichen Tannenmeisen auf den Boden aus und brüten dort in Erdlöchern oder zwischen Baumwurzeln. Gebrütet wird in der Regel einmal jährlich, ausnahmsweise kommen Zweitbruten vor. Alte Fichtenbestände bieten den Tannenmeisen nicht nur Brutmöglichkeiten, sondern auch Nahrung. Vom Frühjahr bis in den Herbst suchen die Vögel äußerst geschickt die Zweige der Nadelbäume nach Kleintieren ab - Hauptnahrungsquelle sowohl für die Alt- als auch die Jungvögel. Im Winter spielen dann die Samen in den Fichtenzapfen die Hauptrolle beim Nahrungserwerb. Um an die Samen zu gelangen, krallen sich Tannenmeisen an den Zapfen fest. Außerdem suchen Tannenmeisen in den Wintermonaten sehr gern Vogelfutterstellen auf. Das gilt für die Jahresvögel genauso wie für winterliche Zuwanderer aus den nördlichen Gebieten und Trupps von umherziehenden Jungvögeln, in deren Gesellschaft sich oft die noch kleineren Wintergoldhähnchen oder andere Meisen befinden. An den Vogelfutterstellen fressen sie beispielsweise Fettfutter oder gehackte, geschälte Sonnenblumenkerne, die auf den Boden gestreut wurden. Beliebt sind außerdem Meisenknödel und Meisenringe, an denen sie sich vehement gegen größere Konkurrenten durchsetzen.