Wer einen Beweis dafür braucht, dass die Angehörigen der Schmetterlingsfamilie der Bläulinge (Lycaenidae) mitnichten immer blau sind, sollte nach diesem wunderschönen Schmetterlingsmännchen suchen, dem Dukatenfalter (Lycaena virgaureae). Wie ein Edelstein wirkt das leuchtend orangefarbene Männchen inmitten einer Blumenwiese, wenn es flink von Blüte zu Blüte fliegt oder sich auf einem Blatt niederlässt. Was für eine Farbe! Was für ein Orange! Eine Apfelsine ist gar nichts dagegen. Einfach phantastisch. Nicht umsonst wird dieser Tagfalter auch Dukaten-Feuerfalter genannt. Um dieses Schmetterlingsmännchen zu übersehen, muss man tatsächlich die sprichwörtlichen Tomaten auf den Augen haben. Nach dem Weibchen hingegen, das in einem ziemlich abgeschwächten, leicht bräunlichen Orange auf der Flügeloberseite daherkommt und noch dazu braune bis schwarz wirkende Muster trägt, muss man jedoch auf die Suche gehen. Erstens erscheinen die Weibchen des Dukatenfalters nach meiner Erfahrung ein bis zwei Wochen später als die Männchen und zweitens fällt die holde Weiblichkeit wegen der besseren Tarnung kaum auf. Die Flügelunterseiten sind bei Männchen und Weibchen sehr ähnlich gefärbt. Aufgefallen ist mir, dass die mittleren weißen Flecken mit den schwarzen Punkten beim Weibchen oft schwächer ausgeprägt sind als beim Weibchen. Allerdings habe ich mit Sicherheit viel zu wenige Dukatenfalter-Weibchen kennengelernt, um das als Regel behaupten zu können, das sei gesagt. Insgesamt wirkt das Weibchen breiter und nicht so zierlich wie das Männchen.
In der Regel kann man Dukatenfalter von Anfang Juni bis Juli/August beobachten. Vereinzelt sind mir die quirligen Falter auch noch im September über den Weg
geflattert. Mit einer Flügelspannweite von 27 bis 32 Millimetern gehören Dukatenfalter übrigens nicht zu den Größten, dafür aber zu den Schönsten. Der Anblick des ersten Dukatenfalters im Jahr
macht mir immer wieder aufs Neue riesige Freude und ich verbringe viel Zeit damit, die Falter zu beobachten. Die Männchen fliegen auf der Suche nach Weibchen ständig hin und her und halten sich
dabei scheinbar in einem Revier auf. Scheinbar, weil ich nicht weiß, ob das tatsächlich so ist oder nur meinem Eindruck entspricht. Zwischendurch saugen sie an Blüten oder sitzen ruhend auf einem
Blatt bzw. Halm. Tauchen andere Männchen auf, geht es ziemlich zur Sache: Es wird geflattert und gejagt, bis einer von beiden das Weite sucht.
Dukatenfalter lieben warme Wiesen, die nicht extrem trocken bzw. heiß werden und eine große Pflanzenvielfalt aufweisen. Außerdem haben sie eine Vorliebe für
Wiesengelände, die von Wäldern bzw. Gebüschen gesäumt werden, denn dort treffe ich sie am häufigsten an.
Am liebsten beobachte ich sie in den Morgenstunden so ab halb neun oder am späten Nachmittag, denn dann sind sie sehr aktiv. Bis vor ein paar Jahren waren Dukatenfalter auf allen Wiesenarealen in meinem Wohnumfeld rings um das alte Krankenhaus West-Staaken und auch auf dem Flugfeld Staaken anzutreffen. Das permante Mähen der Wiesenflächen am Brunsbütteler und Nennhauser Damm sowie rechts und links der Wege um das Krankenhausgelände herum hat jedoch dazu geführt, dass dieser schöne Falter in Staaken nur noch vereinzelt in den eingezäunten Eidechsengehegen und abseits der überweideten Flächen am Hahneberg zu bestaunen ist. Mit der unsäglichen, viel zu häufigen Mäherei vernichtet man nicht nur die Nektarpflanzen der Falter, sondern vor allem jene Pflanzen, an denen die Eier gelegt wurden und die - wenn dann ein paar Eier überlebt haben - von den Raupen als Nahrungspflanze gebraucht werden, nämlich den Großen und Kleinen Sauerampfer. Außerdem scheinen ihm die Hitzesommer arg zuzusetzen. Kein Wunder, dass der Dukatenfalter inzwischen auf der Vorwarnliste der vom Aussterben bedrohten Tagfalter steht.
Haben sich Männchen und Weibchen gefunden, geht es nach einem agilen Balzflug tief ins Gebüsch oder besser: Es geht zwischen die Halme und Blätter, so dass die Falter kaum noch zu sehen sind. Die Eier werden an bereits verwelkten Stängeln des Großen oder Kleinen Sauerampfers abgelegt. Dort überwintern die Raupen als noch winzige Wesen fertig ausgebildet im Ei und machen sich im darauffolgenden Frühjahr über die frischen Triebe der Nahrungspflanze her. Am Ende sind sie um 20 Zentimeter lang, grün und tragen eine feine weiße Behaarung. Da die Raupen ausschließlich nachts fressen und sich tagsüber versteckt halten, sind sie so gut wie gar nicht zu entdecken. Das gilt genauso für die Puppe, die am Boden liegt.
Bei der Auswahl der Nektarpflanzen scheinen Dukatenfalter nicht wählerisch zu sein: Von Rainfarn über Berg-Sandglöckchen und allerlei Kleearten wie Sichelklee, Gewöhnlichem Hornklee, Rotklee sowie Luzernearten bis hin zu Graukresse und Brombeerblüten, Gewöhnlichem Dost, Gemeiner Grasnelke oder Greiskräutern - ich habe Dukaltenfalter an den unterschiedlichsten Blüten saugen sehen.
Dem Dukatenfalter ähnlich ist der Große Feuerfalter (Lycaena dispar), bei dem es sich um einen ausgesprochenen Feuchtwiesenbewohner handelt. Mit einer Größe von bis zu 40 Millimetern Flügelspannweite ist der Große Feuerfalter größer als der Dukatenfalter. Außerdem weisen die Männchen auf jeder Flügeloberseite einen schwarzen Strich auf (die auf den Vorderflügeln können wie Punkte wirken). Den Großen Feuerfalter zu entdecken, ist ein besonders schönes Erlebnis, denn er ist sehr selten und besonders geschützt. Ich habe ihn bisher ein einziges Mal auf Rügen entdecken können.
Schmetterlingsfreund (Freitag, 28 Juni 2024 16:35)
Erstaunlicher Weise sieht es in diesem Jahr ganz gut aus f+r diesen schönen Schmetterling. Im Gegensatz zu den letzten Jahren fliegt er Moment in passenden Biotopen recht häufig und glänzt mit seiner wahnsinnigen Farbe. Ich freue mich.
Matthias (Mittwoch, 19 Juli 2023 14:45)
Auch ich mache die Erfahrung, von Jahr zu Jahr immer weniger Dukaten-Falter zu entdecken. In diesem Jahr sind sie rar und ich habe noch kein einziges Weibchen gefunden. Schade. Denn dieser Schmetterling ist wirklich ein toller Anblick.
Viele Grüße aus Zehlendorf
Schmetterlingsfreund (Montag, 10 Juli 2023 17:37)
Liebe Marion, wie schön, dass du diese Seite aktualisiert hast. Um diesen schönen Falter ist es wie um alle schade. Aber gerade die Spanduer sind im Mähen Weltmeister. Leider. Was einstmals Insektenparadiese waren, sind heute totgemähte Hundekackwiesen. Traurig, aber wahr.
LG du weißt schon.
Marion (Montag, 22 Juli 2019 12:43)
Hallo Rolf, danke für Deinen Eintrag. Ja, ich habe auch das Gefühl, dass die heißen Sommer dazu führen, dass dieser wunderschöne Falter immer seltener wird. Als ich den Beitrag verfasst habe, war der Dukatenfalter in meiner Wohngegend sehr häufig. Aber bereits im letzten Jahr war er nur noch selten zu sehen und in diesem noch weniger. Ich habe bisher nur vereinzelte Männchen entdeckt. Leider.
Herzliche Grüße
Marion Haufe
Rolf (Freitag, 19 Juli 2019 23:12)
Diese Art war bei mir früher sehr zahlreich, ist jedoch seit 2017 ausgestorben (Grund: die Klimaerwärmung, der Dukatenfalter verträgt keine heissen Sommer)