Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum)


Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), 25. August 2018, Staaken/Berlin
Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), 25. August 2018, Staaken/Berlin

Das Taubenschwänzchen gehört zur Familie der Schwärmer, die wiederum den Nachtfaltern zugeordnet ist. Wobei dieser phantastische Flieger ein Beispiel dafür ist, dasss Nachtfalter mitnichten nur in der Nacht aktiv sind, denn es liebt den Tag und Sonnenschein. Außerdem gehört der Schmetterling mit maximal 5 cm Flügelspannweite zu den Kleinsten Familienmitgliedern, von denen es manche auf ca. 13 cm Flügelspannweite bringen. Aber wie viele andere Schwärmer ist das Taubenschwänzchen ein Wanderfalter, der im Frühjahr aus dem Mittelmeerraum in die deutschen Landen einfliegt.

Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), 19. August 2018, Staaken/Berlin
Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), 19. August 2018, Staaken/Berlin

Taubenschwänzchen sind vor allem am Morgen und in den späten Nachmittagsstunden aktiv, manchmal auch bis in den Abend hinein. Zwischendurch und nachts setzen sie sich gern an senkrechten Steinwänden zur Ruhe. Dort, wo es viele dieser Falter gibt, bilden sie nicht selten Schlafgemeinschaften. Hat das Taubenschwänzchen gute Nahrungsquellen aufgetan, also viele Pflanzen mit langen Blütenkelchen (z.B. Seifenkraut, Phlox, Geranien), in die es seinen bis zu 3 cm langen Saugrüssel steckt, sucht es diese regelmäßig auf. Unermüdlich ist es in Bewegung, huscht in rasend schnellem Schwirrflug von Blüte zu Blüte und bleibt beim Nektarsaugen in der Luft stehen. Zum Navigieren benutzt es seinen fächerförmigen Schwanz, der an Federn sowie den ausgebreiteten Schwanz von Tauben erinnert (Name). Tatsächlich handelt es sich bei den Federn um verlängerte Schuppen, die zusammen mit dem torpedoförmigen Körper und den speziell geformten Flügeln die perfekte Grundlage für ein Leben im Flug darstellen. Wer einmal versucht hat, einen dieser Schmetterlinge genau zu betrachten, wird feststellen, dass das aufgrund seiner rasanten Bewegungsabläufe im Flug so gut wie unmöglich ist. Nur, wenn es beim Nektarsaugen kurz vor einer Blüte verharrt, kann man Einzelheiten erkennen. Auch das Fotografieren ist sowohl für die Kamera als auch für den Fotografierenden eine Herausforderung. Um hier die Bilder vom Taubenschwänzchen an Nachbars Phloxstaude zeigen zu können, habe ich mit der Serienbildfunktion insgesamt 121 Fotos gemacht. Im Gegensatz dazu ist die brauchbare Ausbeute ziemlich gering, was nicht nur den großartigen Fähigkeiten des Taubenschwänzchen, sondern ebenso dem starken Wind geschuldet ist. Aber immerhin: Mir ist ein Taubenschwänzchen vor die Linse geflattert und es sind ein paar wirklich schöne Fotos dabei entstanden. Was will meinereine mehr!

Schachbrettfalter auf Echtem Labkraut
Schachbrettfalter auf Echtem Labkraut

Taubenschwänzchen wandern im Frühling nach Deutschland ein, weil sie ihrer Nahrung hinterher fliegen. Wenn sich im Mittelmeerraum der Blütenrausch des Frühlings dem Ende zuneigt und die sommerliche Trockenheit einzieht, machen sich Taubenschwänzchen über die Alpen auf den Weg nach Norden. Dem Weg nach Norden folgen sie den gesamten Sommer und Herbst über, so dass sie in günstigen, lange warmen Jahren bis nach Skandinavien kommen. Das heißt, dieses kleine, nur 0,3 Gramm schwere Wesen überwindet Gebirge und legt tausende Kilometer zurück! Wahnsinn. Auf ihren Wanderungen paaren sie sich und sorgen für Nachwuchs. Nahrungspflanze der Raupen ist hauptsächlich das Echte Labkraut, das als Nektar- und Raupenpflanze auch für viele andere Schmetterlinge von Interesse ist, manchmal aber auch das Weiße Wiesen-Labkraut. Wenn sich der Nachwuchs ab Juli in die Luft schwingt, halten sich Einwanderer und hier Geborene gleichzeitig in geeigneten Gebieten auf. In einigen Artikeln über das Taubenschwänzchen habe ich gelesen, dass die Falter sich zunehmend an einer Überwinterung in Deutschland versuchen und dass ihnen das sogar ab und an gelingt. Wie dem auch sei. Einem Taubenschwänzchen zu begegnen, ist etwas ganz Besonderes. Wer in seinem Garten für vielfältige Blütenfülle sorgt, hat übrigens besonders im Spätsommer und Frühherbst beste Chancen, die flotten Flieger am eigenen Blumenbeet zu erleben. Schnell wird man feststellen, dass die Geschichten darüber, dass Taubenschwänzchen mit Kolibris verwechselt werden, keinesfalls erfunden oder übertrieben sind ...