Diesen hübschen, ca. 13 cm großen und schwarz-weiß gefiederten Vogel bekommt meinereine nicht so oft zu sehen. Jedenfalls ist er mir in Berlin bisher nur einmal
begegnet, und zwar Ende August in einem eingezäunten Gehege für Zauneidechsen. Dabei handelte es sich um ein Weibchen. Ob es das Eidechsengehege als Brutrevier auserkoren hatte oder nur auf der
Durchreise Richtung Süden war, vermag ich nicht zu sagen. Vom Habitat her wäre das Gehege für Trauerschnäpper sehr wohl geeignet gewesen, aber die Anwesenheit von Trauerschnäppern als Brutvogel
wäre mir keinesfalls verborgen geblieben, da ich die Vögel von meiner Lieblingsinsel Rügen ganz gut kenne. Dort ist der Trauerschnäpper in manchen Gebieten erfreulicher Weise immer noch regelmäßiger Brutvogel. Ob an der Göhrener Straße zwischen Lobbe und Göhren, am Lobber Ort, am Schafberg bei
Middelhagen oder in den Zickerschen Bergen - mit ein wenig Glück und einem aufmerksamen Blick ins Gebüsch kann man ihn zwischen Mai und September entdecken.
Gesagt sei, dass er mit seinem schwarz-weißen Gefieder in Büschen und Bäumen äußerst gut getarnt ist. Wenn der kleine Vogel in einem blühenden Schlehenbusch oder
Obstbaum sitzt, verschmilzt er förmlich mit den Zweigen und Blüten. Oftmals verrät er sich jedoch durch seinen lauten Gesang oder die prägnanten Warnrufe. Es empfiehlt sich deshalb, sich die
Geräuschkulissen eines Trauerschnäppers einzuprägen, denn meistens hört man ihn eher als dass man ihn sieht. Das optische Erkennen zumindest eines männlichen Trauerschnäppers in der Balz- und
Brutzeit ist nicht besonders schwierig. Neben dem schwarz-weißen Gefieder, ist der leuchtend weiße Fleck über dem Schnabel ein sicheres Erkennungsmerkmal. Das bräunlich gefärbte Weibchen hingegen
ist schwer zu entdecken und verhält sich außerdem viel heimlicher als das Männchen. Mit ein wenig Geduld und mit ausreichendem Abstand lassen sich Trauerschnäpper auch bei der Jagd nach Insekten
beobachten. Von einer Sitzwarte aus startet der Vogel blitzschnell, um vorbeifliegende Insekten in der Luft zu fangen. Er ist ein geschickter, zielsicherer Jäger und meistens erfolgreich.
Trauerschnäpper brauchen insektenreiche Habitate mit alten Bäumen, in denen sie Nisthöhlen für die Brut finden. Dort, wo es keine natürlichen Nistmöglichkeiten mehr gibt, ist der Trauerschnäpper
auf Nistkästen angewiesen. Da er recht spät im Jahr aus seinen afrikanischen Winterquartieren zurückkehrt, sind Nistkästen aber oft schon besetzt, so dass eine Brut nicht stattfinden kann. Das
Fehlen alter Bäume mit Spechthöhlen und bereits besetzte Nistkästen sind der Hauptgrund dafür, dass der Trauerschnäpper vielerorts verschwunden oder sehr selten geworden ist.